Im Mai hat Tchibo die neue Edition seiner 2019 eingeführten Produktreihe Qbo “Premium Coffee Beans” herausgebracht. Die Bohnen stammen von der Kooperative Coopfam in Brasilien.
Dreimal im Jahr bietet Tchibo unter dieser Marke Kaffees aus wechselnden Kooperativen an, die jeweils für mehrere Monate erhältlich sind. Aber nur, solange der Vorrat reicht. Der Erntezeitpunkt ist ein wesentlicher Faktor für die Auswahl, denn die Qbo Premium Coffee Beans sollen sich durch Frische und hochwertige Ernten auszeichnen. Durch jeweils unterschiedliche Röstung kommt es zu Unterschieden im Geschmack, weshalb es die Qbo “Premium Coffee Beans” immer in vier verschiedenen Varianten angeboten werden: Caffè Crema mild und kräftig sowie Filterkaffee mild und kräftig.

Für die Transparenz: Der Anbieter hat mir je eine Packung für meinen unabhängigen Test zur Verfügung gestellt.
Was sagt der Anbieter über den Kaffee?
Die Kooperative Coopfam liegt im Südosten Brasiliens, in der Gemeinde Poço Fundo im Bundesstaat Minas Geras, die für gute Kaffees bekannt ist. Das Anbaugebiet mit teilweise sehr steilen Hängen befindet sich auf einer Höhe von etwa 1.300 Metern. Dort reifen die Kirschen langsam, was sich positiv auf die Qualität auswirkt.
Tchibo unterstützt die Kooperative Coopfam seit 2014. Neben dem Kaffeeanbau ermöglicht die Gemeinschaft aus rund 500 Farmern ökologische, soziale und wirtschaftliche Projekte.

Unser Geschmackstest
Caffè Crema mild
Duft
Die frisch geöffnete Packung verströmt einen schwachen Geruch, der süßlich, fruchtig und säuerlich ist. Frisch zubereitet duftet der Kaffee in der Variante Caffè Crema mild ein wenig fruchtig und sanft-süß. Mich erinnert die Süße beim Schnuppern des Lungos aus dem Vollautomaten an Puderzucker – es könnte aber auch Marzipan sein. Der Duft des Filterkaffes ist sanft-süß und erinnert mich an Karamell und Apfelkuchen (weil eine fruchtige Süße ebenfalls dabei ist).
Geschmack
Lungo aus Vollautomat: Überraschend herb, ohne bitter zu sein! Außerdem schmeckt der Caffè Crema mild aus dem Vollautomaten fruchtig; die Süße kommt erst, wenn der Kaffee ein wenig abkühlt. Er erinnert mich mit seiner glatten Süße dann an Kirsche – oder sagen wir lieber an ein Kirschfruchtsaftgetränk. Ich bemerke keinerlei Säure.

Schön: Ist der Kaffee recht stark abgekühlt, kann ich die angekündigten Karamellnoten deutlich herausschmecken. Den auf der Packung ebenfalls genannten Marzipangeschmack kann ich erkennen, wenn ich mich darauf einlasse, aber er ist signifikant schwächer als die Karamellnoten.
Zuerst bemerke ich ein weiches Mundgefühl, im Abgang dann raues Mundgefühl. Im Nachklang schmecke ich kräuterartige herbe Noten (mittelkräftig), die mir nicht so sehr zusagen. Angenehm überrascht hat mich dabei, dass etwas später außerdem ein süßer Geschmack hinzutritt. Die herben Noten wechseln zu einer Art Grasgeschmack. Nach einer ganzen Weile bemerke ich Getreidenoten. Es passt, dass der Hersteller diese Variante als “mild” einstuft.

Espresso: Zu säuerlich. Da hilft es leider nicht mehr, dass der Espresso nach den zu sauren Noten am Anfang ein interessantes Spektrum an geschmacklichen Eindrücken bis hin zu einer dezenten, aber dennoch deutlich spürbaren Rauchnote bietet.

Stempelkanne: Beim ersten Test mit dem Caffè Crema mild aus der Stempelkanne war ich nicht ganz zufrieden mit dem Geschmack. Beim nächsten Anlauf habe ich mehr Kaffeemehl verwendet, was den Geschmack deutlich verbesserte.
Nach einem kurzen fruchtigen Eindruck, der mir nicht so richtig gefällt, kommt ein sanfter, aber doch intensiver herber Geschmack zum Vorschein, der nach einem kurzen Moment von langsam stärker werdenden Karamellnoten begleitet wird. Diese sind zunächst nur schwach süß, steigern sich dann aber spürbar. Zu diesem Zeitpunkt tritt ein sanftes Brennen dazu.

Kühlt der Caffè Crema mild aus der Stempelkanne genug ab, gefallen mir die fruchtigen Eindrücke vom Anfang besser und eine geschmackliche Kombination zwischen Hafer- und süßen Schokoladennoten ist deutlich erkennbar. Im Nachklang verändert sich der Geschmack in einer Weise, dass ich darin die vom Anbieter in Aussicht gestellten Marzipannoten erkennen kann. Davor fühle ich mich eher an Vollmilchschokolade erinnert.
Elektrische Filterkaffeemaschine: Bei dieser Zubereitungsart wirkt der Caffè Crema mild anfangs schlecht ausbalanciert bzw. es kommen am Anfang zu viele geschmackliche Eindrücke zusammen: Süße, fruchtige, säuerliche, herbe, kräuterartige Noten ergeben einen Mix, der nicht richtig zusammenpasst. Das ist nicht unangenehm, aber auch nicht gut.

Dann jedoch wird es wirklich schmackhaft. Am Ende passen die leicht scharfen Röstnoten hervorragend zum süßen Karamellgeschmack. Vom Mundgefühl her ist der Kaffee gleichzeitig glatt und etwas rau – ja, das scheint gleichzeitig möglich zu sein, ich war auch überrascht. Nach einer Weile erinnert mich die Kombination aus herben und süßen Eindrücken entfernt an Lakritzstangen mit Füllung. Der Geschmack hält sich sehr lange, was ich gut finde.
Caffè Crema kräftig
Duft
Aus der Packung strömt ein zuckrig-nussiger Duft. Heiß aus der Tasse duftet die Variante Caffè Crema relativ schwach. Neben einem leicht fruchtigen Geruch weckt der heiße Kaffee Erinnerungen an Spekulatius-Kekse. Reizvoll!

Geschmack
Lungo: Überraschend mild, etwas fruchtig, etwas süß, herb … Schmeckt vor dem Abkühlen schon gut. Weniger intensiv als gedacht, aber das ist gar nicht schlecht. Im Nachklang wirkt der Caffè Crema kräftig irgendwie nussig, aber schwer einzuordnen. Dazu kommen leichte Kakaonoten, ein Hauch von Karamell sowie eine gewisse fruchtige Süße, die mich an rote Beeren erinnert. Zuerst gar nicht bemerkt hatte ich die sehr zurückhaltende scharfe Note.
Elektrische Filterkaffeemaschine: deutlich herb, abgekühlt leicht fruchtig, dann geschmacklich insgesamt besser. Diese Fruchtnoten können sich entfalten. Schwache Kakaonoten sind erkennbar, vom Mundgefühl her wirkt der Kaffee anfangs weich, im Nachklang relativ glatt. Ich kann Kräuternoten schmecken, es gibt kaum Säure. Mir fehlt hier etwas Abwechslung.
Nach einer Weile wirkt der Filterkaffee etwas rauchig-bitter, wobei so die Kakaonoten besser erkennbar sind. Außerdem bemerke ich dann eine gewisse Süße, die gut zu den Röstnoten passt. Bei der Zubereitung mittels elektrischer Filterkaffeemaschine hat mich die Variante Caffè Crema kräftig insgesamt nicht überzeugt.

Stempelkanne: sehr würzig, aber nicht zu sehr, dazu eine Fruchtnote, deren Säure sich in Grenzen hält, grob-mineralisches Mundgefühl im Abgang. Bei Stempelkannen-Zubereitung ist der Caffè Crema kräftig nicht gerade komplex, aber dafür schön ausgewogen im Geschmack. Er ist relativ kräftig im Geschmack.

Filterkaffee mild
Duft
Aus der Packung strömt ein zuckrig-süßer Duft mittlerer Intensität. Der zubereitete Kaffee duftet leicht würzig und sanft-fruchtig (Kirsche? Oder eher Traube?) sowie nach etwas das mich Puderzucker und Vanille erinnert.
Geschmack
Lungo: schön fruchtig und weich! Als Vollautomaten-Lungo ist die Variante Filterkaffee mild leicht süß; das erinnert mich an Kirsche mit einem Hauch Zitrone, ohne allerdings unangenehm säuerlich zu sein. Die Fruchtigkeit wirkt auf mich durchweg sympathisch. Auf Mandarine, wie der Anbieter diese Variante beschreibt, wäre ich von alleine nicht gekommen. Jedenfalls nicht an diesem Punkt in meinem Geschmackstest. Der Filterkaffee mild ist als Lungo angenehm mild, sanft-schokoladig, ergänzt durch eine scharfe Note. Sehr früh erscheint eine interessante, sehr milde Rauchnote, die dann ein wenig stärker wird. Ich beobachte ein fein-mineralisches Mundgefühl.

Im Gegensatz zur Variante Caffè Crema mild ist die Variante Filterkaffee mild auch heiß bereits schmackhaft.
Im Nachklang schmeckt der Vollautomaten-Lungo herb, aber das auf vergleichsweise milde, unaufdringliche Art. Die leichte Süße braucht eine Weile, bis sie in Erscheinung tritt. Die vom Hersteller in Aussicht gestellten Honignoten kann ich nur mühsam erkennen, aber ein paar Minuten nach dem letzten Schluck ist da ein süßer Geschmack, den ich zwar nicht direkt als Honig einordnen, aber mit Bonbons, die mit Honig gefüllt sind, beschreiben kann. Ein wenig erinnert er mich aber auch an die Karamellnoten, die ich beim Lungo mit der Variante Caffè Crema mild gut erkennen konnte.
Anders als am Anfang bin ich in dieser Phase des Tests geneigt zuzustimmen, dass die fruchtigen Anteile an Mandarinen erinnern. Wie auch immer: Diese Kombination aus glatter Honigsüße und leicht bitterer Fruchtnote gefällt mir richtig gut.

Stempelkanne: angenehm – fruchtiger als aus der elektrischen Filterkaffeemaschine … Die herben Noten sind ebenfalls stärker ausgeprägt. Insgesamt ist der Kaffee dann intensiver, aromatischer und “voller im Geschmack”. Schmeckt kaum nach Honig, aber der süße Geschmack im Abgang ist ziemlich stark. Meine Assoziation geht in Richtung Nougat, was zu den leicht nussigen Eindrücken passt. Die nicht übertriebene brennende Schärfe bietet dazu einen schönen Kontrast.

Elektrische Filterkaffeemaschine: mild und angenehm ausgewogen. Die Fruchtnote ist recht schwach und ich bemerke fast keine Säure. Der Filterkaffee ist leicht haselnussig im Abgang, was gut zu den etwas später hinzutretenden Kakaonoten passt.

Ein wenig erinnert der süße Geschmack auch an Honig. Die leichte Schärfe im Nachklang macht die Variante Filterkaffee mild als Filterkaffee interessanter. Mit Sicherheit gibt es viele Kaffeetrinker, die einen so sanften – und doch aromatischen – Kaffee zu schätzen wissen.
Zuerst fand ich diese Qbo-Sorte nicht “spannend” genug, aber: Wenn ich den Kaffee genug abkühlen lasse und beim Dosieren des Kaffeemehls großzügig bin, gefällt sie mir in der Variante Filterkaffee mild dann doch gut – weil sie dann intensiv genug schmeckt.
Filterkaffee kräftig
Duft
Der Duft aus der frisch geöffneten Packung erinnert mich Traube, Pflaume, Aprikose – irgendetwas aus der Richtung. Der Geruch ist jedenfalls recht schwer und ziemlich süß.

Zubereitet als Espresso duftet die Variante Filterkaffee kräftig einerseits säuerlich, andererseits süß wie Puderzucker. Als Lungo dagegen wirkt er beim Schnuppern pfeffrig, leicht fruchtig auf süße Art (Kirsche?), würzig. Der Geruch bei der Zubereitung mit der Stempelkanne ist sanft-fruchtig; erinnert mich ein wenig an Anis. Bei Verwendung der elektrischen Filterkaffeemaschine dominiert beim Duft eine fruchtig-würzige Kombination, die mich u. a. an Nelken erinnert.

Geschmack
Lungo: etwas fruchtig: eher säuerlich, aber auf niedrigem Level … Würzige Noten dominieren, daneben gibt es eine leicht fruchtige Süße. Der herbe Geschmack ist von mittlerer Intensität und ich bemerke ein fein-mineralisches Mundgefühl im Abgang. Nach einer Weile machen sich Röstnoten bemerkbar, die später unerwartet an Intensität zulegen. Mit einer Verzögerung gegenüber den Röstnoten schmecke ich eine Süße, die mich an braunen Zucker erinnert. Diese beginnt ebenfalls sehr schwach, wird zwischendurch kräftiger, bevor sie wieder abflaut.
Kann man als Lungo trinken, aber mir ist der Filterkaffee kräftig aus dem Vollautomaten insgesamt nicht interessant genug.

Stempelkanne: Zuerst fällt mir ein buttriges Mundgefühl auf. Der Kaffee ist weich am Anfang, ich bemerke ein sehr feines mineralisches Mundgefühl (dezent). Der Geschmack ist zuerst fruchtig-herb, ohne säuerlich zu wirken.

Sowohl die fruchtige als auch die herbe Note ist unspezifisch, ich kann sie nicht näher einordnen, solange der Filterkaffee kräftig recht heiß ist. Dennoch macht der Kaffee aus der Stempelkanne einen ansprechenden, eleganten Eindruck. Kühlt der Kaffee etwas ab, kann ich die vom Hersteller auf der Verpackung angekündigten Noten von gebrannten Mandeln wahrnehmen. Das ist sehr angenehm. Ich rate dazu, den Kaffee deutlich abkühlen zu lassen, wenn Du ihn mit der Stempelkanne zubereitest. Die Fruchtnoten sind dann deutlich ausgeprägter. Mir gefällt, wie die nussige Süße im Nachklang nach und nach zunimmt, ebenso das leichte Brennen auf der Zunge.
Elektrische Filterkaffeemaschine: Der Pflaumengeschmack, den der Hersteller für die Variante Caffè Crema kräftig in Aussicht stellt, ist der bei der Zubereitung mit der elektrischen Filterkaffeemaschine sofort zu schmecken. Allerdings bleibt den reizvollen Fruchtnoten durch die sehr starken herben Noten wenig Raum zur Entfaltung.

Obwohl der herbe Geschmack sehr kräftig ist, schmeckt der Kaffee kein Stück bitter. Etwas später bemerke ich ein Brennen von Röstnoten, das im Laufe der Zeit zunimmt. Vom Mundgefühl her ist der Kaffee fein-mineralisch und auf elegante Weise rau. Den Geschmack gebrannter Mandeln kann ich bei der Zubereitung mittels elektrischer Filterkaffeemaschine erst bemerken, wenn das Getränk deutlich abgekühlt ist.

Was sonst noch wichtig ist
Tchibo verkauft alle vier Varianten der Qbo Premium Coffee Beans für 4,99 Euro pro 250-Gramm-Packung. Das ergibt einen Kilogrammpreis von 19,96 Euro. Alle Varianten haben eine Fairtrade-Zertifizierung.

Praktisch: Zu jeder Qbo-Packung mit ganzen Bohnen gehört wie üblich eine kleine Verschlussklammer aus Metall, mit der sich die angebrochene Packung einfach und sicher verschließen lässt. Diese Verschlussklammern lassen sich übrigens auch an anderer Stelle im Haushalt einsetzen, wenn der Kaffee irgendwann alle ist.

Fazit
Gewohnte Qualität, nicht mehr, nicht weniger – so lässt sich das Ergebnis meines umfangreichen Geschmackstests auf den Punkt bringen. Angesichts der Preisentwicklung, die wir schon letztes Jahr beobachten konnten, wirken die Qbo “Premium Coffee Beans” gar nicht mehr teuer. Es handelt sich immerhin um ein Fairtrade-zertifiziertes Single-Origin-Produkt.