In meinem heutigen Testbericht (mit Video) stelle ich die Nespresso Vertuo Plus vor. Es handelt sich um eine Kapselkaffeemaschine, die Portionen mit bis zu 414 ml zubereiten kann. Das ist deutlich mehr als bei einer herkömmlichen Nespresso-Maschine. Wenn Du Kaffee lieber aus einem großen Becher statt aus einer Espresso-Tasse trinkst, sind die Vertuo-Maschinen interessant für Dich.
Für die Transparenz: Für meinen unabhängigen Test hat mir der Hersteller ein Gerät und passende Kapseln zur Verfügung gestellt.

In einigen anderen Ländern bietet Nespresso die Vertuo-Produkte seit Jahren an. In Deutschland wurde die Marke im Herbst 2018 neu eingeführt.
Ausstattung und Funktionen
Mit der Vertuo Plus lassen sich Kaffeeportionen zwischen 40 und 414 Millilitern zubereiten. Der Hersteller unterscheidet fünf Portionsgrößen, wobei sich die vom Hersteller jeweils empfohlene Wassermenge für die Zubereitung vom Benutzer ändern lässt. Werksseitig sind eingestellt: 40 ml, 80 ml, 150 ml, 230 ml und 414 ml.

Lass Dich nicht verwirren! Es gibt zwar fünf Portionsgrößen, aber nur drei Kapselgrößen.
Wenn Du im Einzelfall mehr oder weniger Wasser verwenden möchtest, kannst Du die Zubereitung manuell fortsetzen bzw. vorzeitig abbrechen. Ansonsten gilt: Der am Kapselrand aufgedruckte Barcode sagt einer Vertuo-Maschine, wie sie eine bestimmte Sorte zubereiten soll.
Zum Einsatz kommt hier eine neue Art von Aromaextraktion, die der Hersteller Centrifusion nennt. Dafür wurden die englischen Begriffe für Zentrifugierung und Infusion kombiniert

Das Ergebnis überzeugt: Auffällig ist die besonders üppige Crema, die allerdings nicht so lange zu halten scheint wie die beim klassischen Verfahren entstehende Crema.
Verbrauchte Kapseln gleiten beim nächsten Öffnen recht elegant in einen Auffangbehälter. Bei dem von mir getesteten Plus-Modell lässt sich dieser Behälter angenehm unkompliziert abnehmen und später wieder einsetzen.

Mir gefällt der große Wasserbehälter mit einem Fassungsvermögen von 1,7 Litern. Er sieht gut aus und ist nicht so schnell leer.

Das Abnehmen und Einsetzen des Wassertanks ist unkompliziert. Wenn Du zwischendurch Wasser nachfüllen möchtest, nimmst Du einfach den Deckel ab.
Die Abstellfläche für die Tassen lässt sich auf mehreren Positionen befestigen und auch komplett entfernen. Dieser Teil der Maschine wirkt ausgesprochen hochwertig und besonders stabil.
Wie allgemein bei Portionskaffeemaschinen üblich fungiert die Abstellfläche gleichzeitig als Abtropfschale.
Design und Verarbeitung
Die Vertuo Plus wirkt hochwertig verarbeitet und die Form trifft meinen Geschmack.

Die glänzende Kunststoffoberfläche kann mich dagegen nicht ganz überzeugen. Das liegt nicht allein am Reinigungsaufwand, zu dem ich gleich noch komme. Dieses Material bzw. diese Oberfläche lässt das Gerät in meinen Augen weniger hochwertig erscheinen.
Bedienung und Nutzerfreundlichkeit
Das hier getestete Gerät lässt sich ausgesprochen leicht bedienen. Bei der Vertuo Plus gibt es nur eine einzige Bedientaste sowie einen Hebel, der im Grunde wie eine zweite Taste funktioniert.

Durch die spezielle Zubereitungstechnik klingt eine Nespresso Vertuo anders als herkömmliche Kapselkaffeemaschinen. Mich erinnert der Sound an eine Flugzeugturbine – in angenehmer Weise: startklar machen für den Koffein-Kick! Außerdem arbeitet mein Testgerät leiser als fast alle Portionskapselmaschinen, die ich kenne.
Das Handbuch der Nespresso Vertuo Plus erklärt die Bedienschritte zwar verständlich, aber die Erklärungen zu den Abbildungen jeweils zweisprachig zu halten, macht es schon etwas unübersichtlich. Was mich dagegen wirklich stört, ist die viel zu kleine, feine Schrift, die noch dazu grau statt schwarz ist. Kurz gesagt: Das ist eine Zumutung. Und schadet dem Premium-Image von Nespresso.

Reinigung und Wartung
Das Gehäuse der Vertuo Plus besteht zum größten Teil aus glänzendem Kunststoff. Es ist leider keine Überraschung, dass auf dieser Oberfläche Staub und Flecken gut haften und auch deutlich zu sehen sind. Bei helleren Gehäusefarben fällt der letzte Punkt weniger ins Gewicht.

Ich verstehe nicht, wie man es beim Hersteller für eine gute Idee halten konnte, beim Inneren der Abtropfschale eine glänzende Oberfläche zu verwenden. Dort bilden sich auffällige Kaffeeflecken, die auf der Oberfläche so gut haften, dass sie nicht einfach mit Wasser abgespült werden können.

Dafür musste ich bei meinem Test einige Kraft einsetzen – selbst beim Reinigen mit warmem Wasser und Seife. Diesen Unsinn mit den glänzenden Kunststoffgehäusen machen andere Hersteller mit ihren Kaffeemaschinen allerdings auch.
Was sonst noch wichtig ist
Kapseln in Alto-Größe für Kännchen stellen eine interessante Neuerung dar. Da sich bei den großen Portionen unterschiedliche Schichten in der Tasse bilden, rate ich vor dem Genuss zum Umrühren.

Beim Vertuo-System gibt es keine Modelle mit integriertem Milchaufschäumer. Laut Hersteller sind allerdings sämtliche Sorten für die Zubereitung mit Milch geeignet. Bei den Vertuo-Sorten, die ich bisher getestet habe, kann ich das bestätigen.

Das Vertuo-System ist nicht mit dem klassischen Kapselsystem von Nespresso kompatibel. Das war auch nicht zu erwarten. Für deutlich größere Kaffeeportionen braucht man größere Kapseln. Bereits zur Markteinführung waren in Deutschland 25 verschiedene Sorten erhältlich. Wie beim klassischen Nespresso-System bietet der Hersteller zusätzliche Abwechslung über Aktionssorten.

Wie bei Nespresso üblich, lassen sich die Vertuo-Kapseln nicht im Supermarkt kaufen. Immerhin gibt es inzwischen eine Alternative zum Versand über den Onlineshop und den Einkauf in den wenigen Nespresso-Boutiquen: Online bestellte Kapseln lassen sich in sogenannten N-Points abholen. Diese N-Points gibt es in ausgewählten Kaufhäusern und Elektronikmärkten.

Preis im Testzeitraum
Im Testzeitraum im Herbst 2018 hat Nespresso die Vertuo-Modelle „Plus“ und „Evoluo“ für rund 200 Euro angeboten, das „Round“-Modell für rund 180 Euro. Zu berücksichtigen sind hier auch Rabatte und Guthaben. Eine Recherche in Preisvergleichsportalen ergab, dass die Vertuo-Maschinen bei manchen Händlern weniger als halb so viel kosteten.
Die Kapseln aus dem Standardsortiment kosteten bei Nespresso im Testzeitraum zwischen 45 und 70 Cent. Damit liegen die Preise deutlich über denen der klassischen Nesspreso-Kapseln.

In Anbetracht der größeren Kaffeeportionen könnte man allerdings auch sagen: Mit dem Vertuo-System wird es für Nespresso-Fans billiger.
Fazit
Das Vertuo-System ermöglicht endlich große Portionen aus der Kaffeekapsel. Der Anschaffungspreis für die Maschine ist niedrig, die Kapseln kosten relativ viel. Anders als beim klassischen Nespresso-System gibt es noch keine kompatiblen Vertuo-Kapseln von Drittherstellern.
Das Kapselsortiment ist für die meisten Kaffeetrinker dennoch ausreichend groß. Für Kapselkaffee ist der Geschmack überzeugend.
An meinem Testgerät mag ich die komfortable Bedienung, das Design und das futuristische Betriebsgeräusch. Das stets reinigungsbedürftige Kunststoffgehäuse ist der größte Schwachpunkt der Vertuo Plus.